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Für die Deportation der Jüdinnen und Juden aus Österreich waren zwei Einrichtungen verantwortlich: Die »Zentralstelle für jüdische Auswanderung« und die Gestapoleitstelle Wien. Nur ein geringer Teil der Täter wurde jemals vor Gericht gestellt. Von 1945 bis 1955 wurde die Mitwirkung an der Deportation mit dem § 5a KVG (Vertreibung aus der Heimat) verfolgt; dieser Paragraph umfasste nicht nur die führende Mitwirkung an der Deportation (diese wurde mit dem Tode bestraft), sondern auch die Beteiligung an der Verhaftung und Bewachung der Jüdinnen und Juden in den so genannten Sammellagern. Mit der Abschaffung des Kriegsverbrechergesetzes im März 1957 konnten Deportationsverbrechen nur mehr mit Hilfe des normalen Strafgesetzes verfolgt werden, was beträchtliche Schwierigkeiten mit sich brachte, da zum Beispiel die Festnahme von Jüdinnen und Juden nicht mehr strafbar war. Anklage konnte nur mehr in den Fällen erhoben werden, in denen einem Täter ein eigenhändig verübter Mord nachgewiesen werden konnte bzw., dass sein Verhalten den Tod von Menschen zur Folge gehabt hatte.

Beispiel: Anton Brunner

Anton Brunner (= Brunner II) war seit 1939 Mitarbeiter der »Zentralstelle für jüdische Auswanderung« in Wien und führend an der Ermordung der österreichischen Jüdinnen und Juden beteiligt. Von Mitte 1941 bis März 1943 hat Anton Brunner zumindest 48 »Kommissionierungen« in den Sammellagern im zweiten Wiener Gemeindebezirk durchgeführt und Jüdinnen und Juden vor ihrer Einteilung zum Deportationstransport erniedrigt, gedemütigt und misshandelt. Zahlreiche überlebende Opfer von Brunner erstatteten unmittelbar nach Kriegsende Anzeige gegen ihn. Dem Gericht stand somit umfangreiches Beweismaterial zur Verfügung.

Im Mai 1946 wurde Brunner, der für die Deportation von zumindest 48.000 Menschen aus Wien verantwortlich war, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Viele der Mittäter von Anton Brunner wurden nie ausfindig gemacht. Kam es doch zum Prozess, erhielten sie nur niedrige Haftstrafen. Gestapoangehörige wurden beinahe nie wegen ihrer Beteiligung an der Deportation verurteilt.


 
Weitere Informationen zum Beitrag: Die Deportation der österreichischen Juden

Download:  Zeugenaussage von Ernst Weiss über den Ablauf der »Kommissionierung« im Zuge der Deportation von Jüdinnen und Juden. (Vg 1g Vr 4574/45, Anton Brunner)
Download:  Anzeige von Josef und Selma G. gegen Anton Brunner II wegen der Deportation von Ella Pörner. (Vg 1g Vr 4574/45, Anton Brunner)
Download:  Anklageschrift gegen Anton Brunner, 1946. (Vg 1g Vr 4574/45, Anton Brunner)

 
Brief betr. Deportation
» größere Ansicht


Aus diesem Schreiben von Lilly M. geht hervor, dass Anton Brunner für die Deportation ihrer Mutter, Regine Mordo, verantwortlich war.


Die Ahndung von Deportationsverbrechen