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Am 14. April 1942 begann die Deportation slowenischer Familien durch eigens dazu abkommandierte, motorisierte Abteilungen des Reservebataillons 171 und SS-Einheiten. »Umsiedlung von Slowenen aus Kärnten« hieß, den wahren Tatbestand verheimlichend, ihr Einsatzbefehl. Mit dem Begriff »Aussiedlung« wird noch heute, selbst von einem Teil der Betroffenen, ein Akt der Gewalt umschrieben, der den Nationalsozialisten die Möglichkeit bot, gleich zwei Probleme mit einem Schlag zu lösen: die Ansiedlung der Kanaltaler Optanten auf Deutschem Reichsgebiet und die »Bereinigung« der leidigen Slowenenfrage. In einer Anordnung vom 25. August 1941 verfügte Heinrich Himmler, das »doppelsprachige Gebiet des Reichsgaues Kärnten« für die Ansiedlung der Kanaltaler besonders heranzuziehen. Die Slowenen wurden von der Aktion buchstäblich im Schlaf überrascht: Während SS und Polizei zur Eile antrieben, mussten sie binnen kürzester Zeit das Wichtigste packen, oft noch kleine Kinder reisefertig machen und ihr Heim verlassen, ohne die leiseste Ahnung, wohin man sie bringen würde. Ihr erstes Durchgangslager war Ebenthal/Žrelec wo ihr Vermögen von der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft (DAG) übernommen wurde. Ursprünglich waren 1220 Personen für die »Aussiedlung« vorgesehen gewesen, doch 123 waren noch vor Beginn der Aktion im Einvernehmen mit der Gestapo zurückgestellt worden, 22 waren geflüchtet oder nicht angetroffen worden und 158 wurden aus dem Durchgangslager wieder nach Hause geschickt. Letztendlich wurden 917 SlowenInnen aus Kärnten in die Lager der Volksdeutschen Mittelstelle nach Hesselberg, Hagenbüchach, Markt-Bibach, Frauenaurach und Glasow nach Deutschland verschickt. Nach einer kurzen Zeit der Lagersperre wurden alle Frauen, Männer und Jugendliche ab 14 Jahren zur Zwangsarbeit in verschiedenen Fabriken, in der Landwirtschaft und als Haushaltshilfen bei diversen Parteigenossen eingesetzt. Im Lager lebten die Mütter mit den Kleinkindern. Für die Kinder selbst war ein Schulbesuch nicht vorgesehen, der Unterricht wurde von den Slowenen selbst organisiert, wobei die Lagerleitung darauf zu achten hatte, dass sich das Wissen auf das Elementarste beschränkte. Der erlaubte Lehrplan kann unter dem Motto: Lesen, schreiben, Zähne putzen zusammengefasst werden. In Kärnten hatte die Vertreibung vor allem unter den SlowenInnen für sehr viel Unruhe gesorgt. So wird in zahlreichen Gendarmeriepostenberichten die gedrückte Stimmung der Minderheit erwähnt und dass die Menschen nicht in gewohnter Weise ihrer Arbeit nachgehen würden. Es kam auch zu einigen Protesten von deutschsprachiger Seite; so ersuchte die Wehrmacht um Überprüfung jener Fälle, in denen Angehörige der Wehrmacht betroffen waren, und es gibt vereinzelte Protestschreiben von Parteigenossen bzw. vom Kapitularvikar von Gurk, Bischof Rohracher. Ob des Unmuts in der Bevölkerung war es für die Nationalsozialisten notwendig geworden, in den Südkärntner Gemeinden Versammlungen einzuberufen und die Aktion nachträglich zu begründen. Maier-Kaibitsch, Leiter des Gauhauptamts für Volkstumsfragen, unterstrich in einem Vortrag am 10. Juli 1942: »Die Ereignisse auf dem Balkan im Vorjahre geben uns die Handhabe, in dem Gebiet nördlich der Karawanken mit der sogenannten slowenischen Minderheit Schluss zu machen [...] In dem Gebiet nördlich der Karawanken muss deutsch gesprochen werden.« Zu weiteren großflächigen Deportationen kam es nicht mehr, auch wenn Himmler am 6. Februar 1943 das gemischtsprachige Gebiet und hier namentlich erwähnte Gemeinden aus den Bezirken Völkermarkt, Klagenfurt-Land, Villach-Land und Hermagor, zum Siedlungsgebiet erklärte, mit dem Ziel, das Volkstum durch die Ansiedlung bewährter deutscher Menschen zu stärken. Doch aufgrund der sich verschlechternden militärischen Lage wurden diese Pläne nicht mehr realisiert. Es kam noch zu einzelnen Vertreibungen, vor allem 1944 im Rosental, doch die Mehrzahl jener, die nach dem 14. April 1942 deportiert wurde, kam in eines der Konzentrationslager, meist unter dem Verdacht, die Osvobodilna fronta/Befreiungsfront (OF) unterstützt zu haben. |
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