Die Kärntner SlowenInnen
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Nach dem »Anschluss«
Deportation 1942
# Widerstand
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Geboren 1902 am Kömmel/Komelj, Bauer. Zeuge einer Polizeiaktion gegen Kärntner PartisanInnen im Oktober 1944. Verstorben.

Aus allen Gewehren haben sie geschossen, wir waren gerade draußen, und so sahen wir, dass das Haus auf der anderen Seite schon brannte, und der Stall auch, alles brannte. Wir waren ja neugierig, was passieren würde, und stellten uns auf den Abhang hinter unserem Haus. Irgendwie erwarteten wir, dass sich die Partisanen wehren würden, dass es einen Schusswechsel geben würde. Aber die Armen hatten ja keine Zeit mehr. Die hatten gerade Mittagessen gekocht in der Küche und Socken gewaschen und die Unterhosen, die waren voll beschäftigt. Der auf der Wache war aber eingeschlafen, darum konnten die Polizisten so nahe heran. So bist du natürlich nicht vorbereitet, und auf einmal kracht es. Freilich konntest du dich da nicht wehren, jeder hat gepackt, was er erwischen konnte und wollte fliehen. Die Polizei ist herumgelaufen und hat die Partisanen gejagt. Und dann war es furchtbar: »Verdammtes Schwein, verdammter Bandit!« [...]

Ich bekam dann von der Gemeinde einen Brief: Du bist der nächste Nachbar, du musst die Partisanen im Graben, im Wald vergraben. Na, und wir, mein Cousin, der Franc Pecnik, und ich, wir holen die Schaufeln und gehen die Partisanen begraben [...]

Als das Feuer etwas niedergebrannt war, sind die hergegangen und haben die zwei Partisanen ins Feuer geworfen, so dass ihre Beine in der glühenden Kohle lagen. Mit dem Oberkörper lagen sie weg vom Feuer, oben war nichts, sie waren nur dunkel vom Rauch und sicher auch verprügelt. Dem Šorli Ciril hatten sie auch die Beine in die Kohle geworfen, der war nackt, ausgezogen, der war dick und die Beine waren ihm geschmolzen, das Fett rann weg, er war furchtbar zugerichtet. Aufgeschnitten, der Bauch aufgeschnitten, die Gedärme lagen daneben, so lag er dort, die Geschlechtsorgane weggeschnitten. Einer hatte ihm noch die Arme zu den Schultern dazugelegt, aber als wir ihn begruben, sahen wir, dass der Arm abgeschnitten war.

In Bleiburg haben sie sich gebrüstet: »14 Partisanen haben wir erschossen, alle sind verbrannt, wir haben sie ins Feuer geworfen.«

Quelle: Spurensuche. Erzählte Geschichte der Kärntner Slowenen. 1990, Wien, Österreichischer Bundesverlag.


 

 

Štefan Paul: Das Massaker am Kömmel/Komelj