Deportation der Juden
Einführung
# Erste Deportation 1939
»Generalgouvernement«
Lodz/Litzmannstadt
»Reichskommissariat Ostland«
»Aktion Reinhard«
Auschwitz
Theresienstadt
Treblinka
Besetztes Europa
Demographie  1938-1945
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Der Kriegsausbruch am 1. September 1939 beschränkte die Möglichkeiten zur weiteren Flucht und Vertreibung der Juden aus dem »Deutschen Reich«. Da die nationalsozialistische Führung weiter an ihrer Forderung, das »Reich« »judenrein« zu machen, festhielt, plante Adolf Eichmann, Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien, die seit August 1938 die Vertreibung der Juden forciert hatte, die Schaffung eines »Judenreservates« im Gebiet östlich von Nisko am Fluss San an der Grenze des »Generalgouvernements«. Obschon dieser Plan nicht mehr realisiert wurde, ließ der Chef des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) Reinhard Heydrich, dem von Reichsführer SS Heinrich Himmler die Organisation der Zwangsumsiedlung übertragen worden war, Deportationstransporte aus Wien und Moravska Ostrava/Mährisch Ostrau nach Nisko zusammenstellen.

Im Rahmen dieser Aktion gelangten von Wien aus zwei Transporte nach Nisko, der erste am 20. Oktober 1939 mit 912 und der zweite am 27. Oktober 1939 mit 672 Männern. Die Erstellung der Liste von 1.000–2.000 »Auswanderern« wurde der Israelitischen Kultusgemeinde übertragen. Die »Interessenten« für diesen Transport wurden jedoch bewusst getäuscht: Die IKG wurde genötigt, in einer Aussendung an die jüdische Bevölkerung den betroffenen Personen einen weitgehenden Handlungsspielraum zum Aufbau einer neuen Existenz zuzusichern.

Die Realität in Nisko sah anders aus: Nur ein kleiner Teil der aus Wien Deportierten, etwa 200 Männer, gelangte in das Lager, wogegen die Mehrheit unter Abfeuerung von Schreckschüssen über die deutsch-sowjetische Demarkationslinie gejagt wurde. Die meisten dieser Deportierten bemühten sich bei den sowjetischen Behörden um Rückkehrmöglichkeiten nach Wien, weshalb sie der NKWD, die stalinistische Geheimpolizei, als politisch »unzuverlässig« einstufte und in Zwangsarbeitslager verbrachte. Aus diesen Lagern kehrten bis 1957 nur etwas mehr als 100 Männer nach Wien zurück.

Nach dem Abbruch der Gesamtaktion wurden im April 1940 von den in Zarzecze bei Nisko als Personal zurückbehaltenen Männern 198 nach Wien zurückgeschickt – viele von ihnen wurden mit späteren Transporten neuerlich deportiert.


 

 
Leopold Sonnenfeld
» größere Ansicht


Leopold Sonnenfeld wurde mit dem ersten Niskotransport am
20. Oktober 1939 deportiert.

Merkblatt der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Merkblatt der Israelitischen Kultusgemeinde Wien
Aufruf der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Brief über »restlose Lösung der Judenfrage in Österreich«
Fernschreiben betr. Transport nach Nisko Einteilung in einen »Umsiedlungstransport nach Polen«
Aktenvermerk

Die ersten Deportationen nach Polen 1939 (Nisko-Aktion)