Die Kärntner SlowenInnen
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# Nach dem »Anschluss«
Deportation 1942
Widerstand
Nach Kriegsende
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Geboren 1912 in Fellersdorf/Bilnjovs als Bauernsohn, 1938 Priesterweihe. 1943 Vorladung zur Gestapo. Nach 1945 Studium in Graz, anschließend Mittelschulprofessor, 1967–1977 Direktor des Bundesgymnasiums für Slowenen in Klagenfurt. Verstorben 1993.

In der Kirche gab es slowenische Aufschriften bei den Kreuzwegstationen und anderswo. Und da bekam ich vom Ortsgruppenleiter die Aufforderung, die Aufschriften in und an der Kirche sofort zu beseitigen. Ich rührte mich nicht, weil der Auftrag nicht von kompetenter Stelle gekommen war. Ich ließ es drauf ankommen, dass er mich noch einmal aufforderte. »Herr Ortsgruppenleiter, ich hab nicht reagiert darauf, weil ich die Aufforderung nicht von kompetenter Stelle bekommen hab. Sie sind nicht zuständig, wissen Sie.« – »Ha«, sagte er, »ich werd mich bei der Kreisleitung beschweren.« Ich aber: »Das können Sie tun. Zuständig für solche Weisungen ist nur die Verwaltungsbehörde.« Das wäre damals der Landrat gewesen, die Bezirkshauptmannschaft hieß damals Landrat. »Veranlassen Sie, dass ich sie vom Landrat bekomme.« Da war er wild und wütete! So war 's eben dann, dass ich mit ihm vor der Gendarmerie erscheinen musste. Dort griff er mich an: »Die Partei bedeutet Ihnen nichts?« Da rief ich den Gendarmeriemeister aIs Zeugen an: »Herr Gendarmeriemeister, hab ich gesagt, dass die Partei nichts ist?« – »Keineswegs«, antwortete dieser. So hob ich ihn sozusagen aus dem Sattel. Ich blamierte ihn direkt vor dem Gendarmeriemeister, so dass er zum Schluss einfach zurücksteckte und sagte: »Sagen S' mir, Herr Pfarrer, wozu tut's ihr denn acht Jahr studieren und noch vier Jahr Theologie dazu?« Da ging er einfach, nur um irgendwie den schlechten Eindruck zu verwischen, den er gemacht hatte, eine Diskussion mit mir über religiöse Fragen ein. Und da plauschten wir gemütlich, sodass er zum Schluss sagte: »Ich hab gar nicht gewusst, dass man mit Ihnen so gemütlich plauschen kann.« – »Ich steh zur Verfügung. Wenn Sie irgendeinmal Lust verspüren ...« Und von da an urgierte er auch nicht mehr, die slowenischen Aufschriften zu beseitigen. Das war im Jahr '41. Bis '43 blieben die slowenischen Aufschriften.

Im dreiundvierziger Jahr, ich weiß nicht, wer es dann war, jemand musste sich wieder dran gestoßen haben, wurde ich zur Gestapo vorgeladen. Weinmann hieß der Zuständige für die Geistlichen. »Ja, wer ma gleich nachschauen«, sagte er und brachte einen Akt. »Na, ist schon ziemlich viel da«, sagte er. Ich aber: »Ich wüsste nicht was.« – »Na ja, das Neueste, Sie haben schon im Jahr '41 die Aufforderung bekommen, die slowenischen Aufschriften zu beseitigen. Das haben Sie nicht getan. Warum eigentlich nicht?« – »Der Betreffende, der mir die Aufforderung zukommen hat lassen, der Ortsgruppenleiter, ist nicht die zuständige Stelle. Ich hab ihm ja auch gesagt, wer zuständig wäre, nämlich der Landrat. Bitte, wenn nun Sie veranlassen, dass ich von dort etwas krieg, von der zuständigen Stelle, dann ist das etwas anderes. Es ist ja odios für mich, etwas anzuordnen, wofür ich keine Deckung bei der zuständigen Behörde besitze.« Darauf er: »Jetzt nehmen Sie aber heute von uns, der Gestapo, zur Kenntnis, dass die Partei auch was befehlen kann. Binnen zehn Tagen sind die Inschriften und die Aufschriften zu beseitigen. Die Gendarmerie erhält den Auftrag, nach zehn Tagen nachzuschauen. Wenn da diese Inschriften noch nicht verschwunden sind, werden Sie wieder zu uns herzitiert, dann gehen Sie aber nimmer heim.«

Nun, dann unterschrieb ich 's halt, doch ich übermalte oder überstrich sie nicht. Ich nahm Goldpapier und legte es schön darüber, nicht einmal überklebt, nur an den Enden befestigt. Am 8. Mai '45 war dieses Papier binnen ein paar Minuten herunten.

Quelle: Spurensuche. Erzählte Geschichte der Kärntner Slowenen. 1990, Wien, Österreichischer Bundesverlag.


 

 

Pavle Zablatnik: Slowenische Aufschriften