Die Kärntner SlowenInnen
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Nach dem »Anschluss«
Deportation 1942
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Terezija Urbancic

Geboren 1903 in Remschenig/Remšenig, Bäuerin. Ihr Mann war bei den Kärntner PartisanInnen, sie lebte mit ihren drei Kindern im Verborgenen, um der Verhaftung zu entgehen. Nach Auffliegen des Verstecks selbst zu den Kärntner PartisanInnen. Verstorben 1997.

Wenn wir irgendwohin gekommen sind, dann haben wir unsere Lebensmittel zusammengesammelt und ich habe gekocht. Wenn wir bei einem Bauern waren, habe ich manchmal sogar Sterz oder gar Strudel gekocht, meistens aber haben wir Fleisch gegessen, in kleine Stücke geschnitten und gekocht. Manchmal hatte ich gerade alles fertig, da ist die Polizei gekommen und wir haben alles liegen und stehen lassen müssen und sind geflohen. Einmal in der Solcava sind wir auf einem Felsrand gehockt, unter uns die Polizei, die nicht weggehen wollte, wir aber wären nicht an ihnen vorbeigekommen, ohne dass sie uns bemerkt hätten. Damals haben wir drei Tage und Nächte ohne jedes Essen, ohne Wasser dort oben gewartet.


Janez Wutte (Luc)

Geboren 1918 in Vesielach/Vesele als Bauernsohn. Ab Ende April 1944 bei den Kärntner PartisanInnen. Hotelier. Stellvertretender Vorsitzender des Zentralverbandes slowenischer Organisationen. Ab 1980 Vorsitzender des Verbandes der Kärntner Partisanen. Verstorben 2002.

Robert dachte, wir gehen in ein Lager, klar, als deutscher Soldat hatte er ja keine Ahnung vom Partisanenleben, so wie auch ich früher keine Ahnung hatte. Er meinte, da gibt es Häuser, wo der Stab untergebracht ist, und Baracken, wo wir leben. Als wir hinkamen, sagte ich: »Robert, jetzt sind wir da.« – »Was, ich seh nichts.« – »Brauchst ja nichts zu sehen, leg dich hin und schlaf ein.« – »Hier auf den Boden?« – »Ja freilich.« Das war für ihn eine Katastrophe. Wir legten uns hin und schliefen wie das Wild. Und er war das nicht gewöhnt, die ganze Nacht saß er dort, ich war überzeugt, dass er die erste Nacht abhauen würde. Die ganze Nacht saß er auf einem Baumstrunk und wackelte mit dem Kopf.


Johann Petschnig (Krištof)

Geboren 1924 in Vellach/Bela als Keuschlerssohn. Politischer Aktivist der Kärntner PartisanInnen. Nach 1945 Schlosser. Verstorben.

Der Winter kam und mit ihm die hajka [»Treibjagd«]. Wenn die Deutschen in den Bergen waren, dann hieß unsere Taktik: hinunter ins Tal. Und das machte sich bezahlt, vor allem dann, als wir dahinterkamen, wie wir das machen sollten. Wenn oben eine hajka abläuft und alles voller Polizei ist, wirst du ja nicht dort herumsitzen und schießen und herummurksen, sondern hinunter ins Tal gehen. Und umgekehrt. So ging es hin und her. Bei der ersten hajka kam ich ja noch nicht auf die Idee, aber ein paar Wochen später war die nächste hajka, der Winter war da und wir sind zu diesem Förster. Der Förster war den ganzen Tag unten in Völkermarkt, am Abend kam er irgendwie niedergeschlagen zurück, wir wussten nur, dass eine hajka vorbereitet wird, aber nichts Genaues. »Was gibt es Neues?« – »Oh«, sagte er, »Hans, pass auf, alles voll da.« Überall war Polizei. Wir gingen zu einem Bauern, der sehr verlässlich war und der öfter etwas kochte. Wir kamen hin, das Haus lag in einer Mulde. Ich schaute durchs Fernglas, ob jemand beim Haus sei. Nichts war zu sehen, dann fiel irgendwo ein Holzstoß um, aber beim Haus hatten sie einen Hund und ich sagte: »Ah, das war bloß der Hund.« Wir gehen hinunter, Madonna, wir kommen vor das Haus, da schreit schon jemand »Heimat!«, das weiß ich genau, nur »Heimat!«, das war die Parole der Polizei, du hättest die Gegenparole sagen müssen, die wussten wir aber nicht, er brüllte ja nur »Heimat«, du hättest »Vaterland« oder so etwas zurückbrüllen müssen und alles wäre in Ordnung gewesen. Logisch, die begannen zu schießen. Vom Hang herunter fielen die Schüsse. Wir traten den Rückzug an, was hätten wir dort tun sollen? Wir schossen schon noch ins Haus hinein, aber nicht zu viel, denn die Frau dort war eine bewusste Frau, was soll 's. Einer erschoss noch den wachhabenden Polizisten, und wir zogen uns weiter auf den Berg zurück.

Wir kommen hinauf, ich frage: »Sind wir alle durchgekommen, war nichts?« Aber einer aus Ravno polje war verwundet, der sagte: »Gib eine Nachricht nach Hause, dass ich hier gefallen bin.« Er hatte einen Bauchschuss, beim Nabel durch, er sagte: »Greif her, wird noch was?« – »Freilich«, sage ich, »wird schon werden.« Dann begann er aber zu jammern und meinte: »Weißt was, erschieß mich.« Ich sagte: »Nein, das mache ich nicht.« Die Pistole gaben wir ihm aber. Kurz darauf sagte er »Amen« und erschoss sich. Und dann kam die Polizei hinauf, fand ihn und erzählte herum, was für Verbrecher wir seien, dass wir unsere eigenen Leute erschießen. Aber er erschoss sich selber, er hatte ja einen Bauchschuss. Er war verloren, was hätte er tun sollen.


Valentin Dobeitz (Jovo)

Geboren 1908 in Loibegg/Belovce, Arbeiter, ab Februar 1943 bei den Kärntner PartisanInnen. Verstorben 1994.

Auf dem Pohor bekam ich dann Ischias in den Füßen. Wir sind ja hauptsächlich im Wasser gegangen, und das im Winter, vorwärts, rückwärts. Wenn du nicht in den Bergen oder im Wald gewesen bist, dann musstest du im Wasser gehen, du durftest nicht im Schnee waten, damit sie deine Spur nicht fanden, die erschossen dich ja gleich, du warst gezwungen, im Wasser zu gehen. Und dann musstest du die nassen Hosen immer an den Beinen trocknen lassen, anders ist es nicht gegangen – und so habe ich Ischias bekommen.

Quelle: Spurensuche. Erzählte Geschichte der Kärntner Slowenen. 1990, Wien, Österreichischer Bundesverlag.


 

 
Partisanenküche
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Partisanenküche. Zweite von rechts: Terezija Urbancic (Slavka).

Partisanenalltag
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Partisanenalltag im Winter.

Partisanenalltag
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Partisanenalltag im Winter.

Eingang zu Partisanenbunker
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Eingang zu einem Bunker der Partisanen.

Partisanen beim Essen
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Partisanenküche.


Stichwort »Alltagsleben«