Die Kärntner SlowenInnen
Einführung
Nach dem »Anschluss«
Deportation 1942
# Widerstand
Nach Kriegsende
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Milena Gröblacher (Vanda)

Geboren 1921 in St. Kanzian/Škocijan. Ab Herbst 1943 Unterstützung der Kärntner PartisanInnen. 1945–1955 Sekretärin, danach Vorsitzende des Verbandes sloweni-scher Frauen/Zveza slovenskih žena. Verstorben 1997.

Unsere Treffen beschränkten sich auf wenige Leute. Du bekamst als Person den Auftrag, mit jenen Leuten Kontakt aufzunehmen, die du als positiv beurteilt hast. Wer einen Kontakt herstellte, der versuchte auch, den zu halten, von den anderen wusstest du aber nur, dass sie existieren, nicht aber, wo und mit wem. Du fragtest auch gar nicht. Jeder hatte mit einer bestimmten Anzahl Leuten Kontakt und mehr nicht. Aber diese Konspiration funktionierte auch nicht immer. Richtig dumme Sachen passierten; ich bekam zum Beispiel die Aufgabe, einen Brief nach Nageltschach zu tragen, es hieß: »Trag den Brief zu dem Haus und gib ihn der Olga!« Ich kannte diese Olga ja nicht, rannte nach Nageltschach und fragte: »Wo ist die Olga?« Die Frau schaute mich verdutzt an, drehte sich um und schrie: »Katra, komm raus.« Olga, das war ihr illegaler Name, und ich schrie aus voller Kehle Olga. Heute klingt das ja komisch, aber damals war ich zornig. Die hätten mir ja sagen können, suche eine Frau, die so und so ausschaut, oder suche die Katra, aber nicht: »Suche die Olga.«


Andrej Mitsche

Geboren 1893 in St. Veit im Jauntal/Šentvid v Podjuni, Bürstenbinder und Organist. Unterstützung der Kärntner PartisanInnen. Seine Frau und seine Tochter gehörten den Kärntner PartisanInnen an, beide wurden im Jänner 1945 hingerichtet. Verstorben 1989.

Meine Frau war als bewusste Slowenin von Anfang an für die Partisanen eingestellt, aber angeschlossen hat sie sich der OF erst 1943, da ist es bei uns erst so richtig losgegangen.

Meine Tochter war in Klagenfurt, dort am Bahnhof hatte sie eine Vertraute, mit der sie das Nötige organisierte und zu den Partisanen trug und umgekehrt. Sie hat später, nachdem sie von den Nazis verhaftet worden war, gesagt, wenn sie schwach gewesen wäre – die haben sie in der Gefangenschaft geschlagen, dass sie ganz blau war –, wenn sie nicht stark gewesen wäre, hätte sie an die 200 Leute verraten können. Aber sie hat niemanden verraten. Wir hatten einen deutschen Pfarrer hier in der Zeit, der gab den Partisanen Zigaretten und ließ sie im Pfarrhof auf dem Dachboden schlafen. 1942 hatten sie unseren alten Pfarrer nach St. Paul versetzt, und dann war der gekommen. Der war bis Ende des Krieges hier, Auer hieß er. Der war in Ordnung. Der erwähnte in der Predigt noch, als der Krieg zu Ende war, dass unsere Tochter viele gerettet hatte, weil sie niemanden verraten hatte.

Quelle: Spurensuche. Erzählte Geschichte der Kärntner Slowenen. 1990, Wien, Österreichischer Bundesverlag.


 

 

Stichwort »Illegale Arbeit«