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Am 25. Oktober 2000, dem Vorabend des österreichischen Nationalfeiertages, wurde das Holocaust-Denkmal von Rachel Whiteread am Wiener Judenplatz enthüllt. Von der Stadt Wien in Auftrag gegeben und im Zentralraum der Stadt errichtet, ist das Denkmal nicht allein ein Ort der Erinnerung an die Ermordung von mehr als 65.000 jüdischen ÖsterreicherInnen, sondern auch sichtbares Zeichen eines veränderten Umgangs mit der NS-Vergangenheit. Ausgangspunkt für die Neuorientierung der österreichischen Erinnerungskultur war die Debatte um die Kriegsvergangenheit Kurt Waldheims im Jahr 1986. Seit 1945 hatte sich die Zweite Republik – unter Verweis auf die Moskauer Deklaration – auf den Status als »erstes Opfer des Nationalsozialismus« berufen, nun wurde die Opferthese als »Geschichtslüge« (Robert Menasse) kritisiert, mit der sich Österreich erfolgreich der historischen Mitverantwortung für die Verbrechen des NS-Regimes entzogen habe. 1991 wurde schließlich erstmals offiziell im Namen der Republik Österreich das Bekenntnis zur »Mitverantwortung für das Leid, das zwar nicht Österreich als Staat, wohl aber Bürger dieses Landes über andere Menschen und Völker gebracht haben« (Bundeskanzler Franz Vranitzky), abgelegt. Diese Transformation des Gedächtnisses findet ihren sichtbaren Ausdruck in der Denkmallandschaft: Die seit 1945 errichteten Denkmäler waren vor allem dem Widerstand gegen das NS-Regime gewidmet, nun wurden auch jene Opfergruppen gewürdigt, die bislang wenig Berücksichtigung gefunden hatten: Roma und Sinti, Homosexuelle, Euthanasieopfer, vor allem aber die Opfer des Holocaust. |
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