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In das »Volk« bzw. die »Volksgemeinschaft« – in Österreich und Deutschland ist damit das deutsche Volk gemeint – wird man hineingeboren. Andere Völker sind schon von ihrer Abstammung her fremd und dem als besonders tüchtig vorgestellten deutschen Volk unterlegen. Die »Volksgemeinschaft« wird als patriarchalisch-hierarchisch gegliederte Idylle der modernen Industriegesellschaft gegenübergestellt. In dieser – notfalls mit Zwang harmonisierten – Gemeinschaft finde jedes Individuum Geborgenheit an dem ihm zustehenden Platz. Interessengegensätzen wird in der »Volksgemeinschaft« kein Raum gegeben: Das Individuum hat sich den Interessen der Gesamtheit des Volkes unterzuordnen. Tendenzen und Bestrebungen, die die Harmonie der »Volksgemeinschaft« gefährden, werden bekämpft: Dazu zählen die Arbeiterbewegung ebenso wie der Liberalismus, Emanzipationsbestrebungen von Frauen und anderen benachteiligten Gruppen und nicht zuletzt die parlamentarische Demokratie. Aggression und Unzufriedenheit mit bestehenden gesellschaftlichen und sozialen Missständen werden auf konstruierte Feindbilder (sprachliche oder religiöse Minderheiten, AusländerInnen, Menschen anderer Hautfarbe u. a.) umgelenkt (Sündenbockfunktion). Gewünscht wird ein starker Staat, der nach innen und außen Stärke und Geschlossenheit zeigt und von einer Führerfigur autoritär gelenkt wird. |
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