Die zahlreichen Verhaftungen bekannter Politiker und Funktionäre der »Vaterländischen Front« und die (vorübergehend) pronazistische Haltung der Bischöfe, aber auch die fehlende konspirative Erfahrung erschwerten die Organisierung des Widerstands in diesem Milieu. Nach dem Aufbrechen der Konflikte zwischen NS-Regime und katholischer Kirche ab Sommer 1938 formierten sich größere Widerstandsorganisationen, von denen die drei (später vereinigten) »Österreichischen Freiheitsbewegungen« um Karl Roman Scholz, Jakob Kastelic und Karl Lederer die größte Bedeutung erlangten. Zahlreiche katholische Priester, Nonnen und Laien, wie z. B. die Franziskanerin Sr. Restituta und der Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter, wurden – trotz der oft vorsichtig taktierenden Haltung der »Amtskirche« – zu entschiedenen GegnerInnen des als unchristlich empfundenen Regimes. Otto Habsburg, der 1938 in Paris gegen die Besetzung Österreichs protestiert hatte, war nicht nur für die Legitimisten eine wichtige politische Leitfigur. Antinazismus, Katholizismus und ein Österreich-Patriotismus, der meist großösterreichisch-habsburgisch orientiert war, prägten die Ausrichtung dieser Widerstandsgruppen. Aus christlicher Überzeugung verweigerten die »Zeugen Jehovas« («Internationale Bibelforschervereinigung«) Kriegsdienst, Rüstungsarbeit und HJ-Dienst; von 550 Mitgliedern in Österreich fielen 145 den NS-Verfolgungen zum Opfer.
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