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Josef K. war gebürtiger Wiener, ausgebildeter Friseur und arbeitete als Angestellter der Post. Im Jahr 1938 wurde er aufgrund der Angaben einer anderen Person verhaftet. Die Gestapo bezeichnete ihn entgegen der Wahrheit als Prostituierten (»Strichjungen«). In einem Interview, das Prof. Christian Fleck von der Universität Graz mit Josef K. führte, erzählte er von seiner Verhaftung und der darauf folgenden Haft in der Roßauerkaserne und im Gestapo-Hauptquartier am Morzinplatz. Josef K. war relativ gefasst, als die Gestapo ihn bei seinen Eltern abholte. Er rechnete nicht damit, so bald nach Hause zurückkehren zu können. Von den Polizisten wurde er in der Folge gedemütigt und beschimpft. Begriffe wie »schwules Schwein« und »warme Sau« standen dort an der Tagesordnung. Er berichtet auch, dass seine Ausbildung als Friseur ihm hilfreich war, da man ihn während der Haft als solchen einsetzte und er dadurch nicht in den verdunkelten Zellen im Keller eingesperrt wurde. Letztlich wurde Josef K. von der Polizei so weit gebracht, ein Geständnis zu unterschreiben. Das Geständnis hatte nicht unbedingt viel mit der Realität zu tun. Josef K. war homosexuell, aber der Fall wurde natürlich so konstruiert, dass er den Verfolgungsbehörden am besten dienlich war. Gleich bei der Auslieferung von Josef K. an das Wiener Landesgericht stellte die Gestapo einen so genannten »Rücküberstellungsantrag«. Josef K. wurde lediglich für die Dauer seiner Verhandlung und die mögliche, auf eine Verurteilung folgende Strafhaft der Justiz überlassen. Nach Abschluss dieser Zeit wollte sich die Gestapo den Zugriff auf ihn wieder sichern. Josef K. wurde im September 1939 durch das Wiener Landesgericht zu sieben Monaten Haft verurteilt. Am 13. November 1939 hatte Josef K. seine Haftstrafe verbüßt und wurde an die Gestapo rücküberstellt. In der Folge wurde er in die Konzentrationslager Sachsenhausen und Flossenbürg überstellt. Josef K. hatte das Glück, andere Häftlinge zu finden, die ihm halfen. In Flossenbürg konnte er sein Überleben dadurch sichern, dass er zum Kapo wurde. Josef K. überlebte die Verfolgung durch die Nationalsozialisten sicherlich nicht zuletzt deshalb, weil seine Familie zu ihm hielt. Ein Brief seiner Mutter an den Präsidenten des Wiener Landesgerichtes ist in Josef K.s Gerichtsakt erhalten. Sie schrieb nicht nur an ihn. In späterer Zeit wandte sie sich auch an andere Stellen, schrieb Briefe und sandte Pakete an ihren Sohn, als er in das Konzentrationslager Flossenbürg verschleppt worden war. 1945 wurde Josef K. von amerikanischen Truppen befreit. 1948 wurde seine Vorstrafe wegen Homosexualität getilgt. Seine Versuche, als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt zu werden, die sich von den späten 1940er Jahren bis zu seinem Tod in den 1990er Jahren zogen, blieben erfolglos. Ebenso erfolglos blieb sein Ansuchen, die Jahre im Konzentrationslager als Pensionsjahre anerkannt zu bekommen. Josef K.s Leben nach 1945 klingt trotzdem erfüllt. Er fand zirka 1946 einen Lebenspartner, mit dem er den Rest seines Lebens zusammenblieb. Seine Familie hielt auch weiterhin zu ihm. 1971 wurde die Geschichte seiner Verfolgung unter Pseudonym veröffentlicht. Josef K. berichtet über die Verfolgung im Konzentrationslager
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