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Im Vernichtungslager Sobibor im Bezirk Lublin, »Generalgouvernement«, wurden im Zuge der »Aktion Reinhard« von März 1942 bis zur Schließung des Lagers im Herbst 1943 annähernd 250.000 Menschen durchwegs jüdischer Herkunft ermordet. Das Lager maß 400 mal 600 Meter, war von einem drei Meter hohen, zur Tarnung mit Zweigen versehenen Zaun umgeben und in drei voneinander getrennte Bereiche eingeteilt: die Verwaltungs-, die Aufnahme- und die Todeszone. Nach ihrer Ankunft kamen die Opfer in die Aufnahmezone. Hier mussten sie ihre Kleidung ablegen, Wertgegenstände wurden ihnen abgenommen, die Haare abgeschnitten. Durch den sogenannten »Schlauch«, einen drei Meter breiten und 150 Meter langen Weg, wurden die Häftlinge von der Aufnahmezone nackt in die Gaskammern getrieben, wo sie mit Kohlenmonoxyd erstickt wurden. Pro Tag konnten in den Gaskammern bis zu 500 Menschen ermordet werden, ab September 1942 erhöhte sich durch den Zubau weiterer Gaskammern die Zahl der Opfer auf bis zu 1.200 pro Tag. Anfänglich wurden die Toten in Massengräbern verscharrt. Um die Spuren des Massenmordes zu beseitigen, wurden die Leichen ab Ende 1942 auf Rosten aus Eisenbahnschienen verbrannt. Die erste Phase der Vernichtung, der knapp 100.000 Juden aus den Ghettos im Distrikt Lublin zum Opfer fielen, dauerte von Anfang Mai bis Ende Juli 1942. Zu dieser Zeit war der aus Österreich stammende SS-Obersturmführer Franz Stangl Lagerkommandant. Die genaue Zahl der aus Österreich stammenden Opfer des Vernichtungslagers Sobibor ist schwer festzustellen: Der Großteil der 4.000 nach Izbica deportierten und die Mehrheit der bereits im Frühjahr 1941 in das »Generalgouvernement« zwangsverschickten Wiener Juden kamen in den Gaskammern von Sobibor und Belzec um. Fast alle der 1.000 Juden, die mit dem 18. Transport aus Wien am 27. April 1942 nach Wlodawa deportiert worden waren, wurden in Sobibor ermordet. Der 27. Transport aus Wien vom 14. Juni 1942 war der einzige, der direkt nach Sobibor führte. Ca. 950 der 1.000 Deportierten wurden sofort nach ihrer Ankunft vergast. Unter den ca. 4.000 aus Frankreich nach Sobibor Deportierten befanden sich mehr als 130 Österreicher. |
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