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Vor der Besetzung Belgiens im Frühjahr 1940 umfasste die jüdische Bevölkerung ca. 90.000 Personen. Die überwiegende Mehrheit von ihnen waren Einwanderer und Neuankömmlinge, die nicht oder noch nicht die belgische Staatsbürgerschaft besaßen – darunter befanden sich etwa 1.000 Flüchtlinge aus Österreich. Der Einmarsch der Deutschen Wehrmacht im Mai 1940 und die darauf folgende Einrichtung einer deutschen Militärverwaltung lösten eine Massenflucht der jüdischen Bevölkerung u. a. nach Frankreich, Großbritannien und Übersee aus, mit dem Ergebnis, dass Ende 1940 nur noch ungefähr 52.000 Juden in Belgien lebten. Die deutsche Militärverwaltung in Brüssel erzwang im Herbst 1940 die ersten antijüdischen Maßnahmen. Um den Zugriff auf die jüdischen Bürger zu verstärken und die Grundlagen für den wirtschaftlichen Vernichtungsprozess zu schaffen, erfolgte im Oktober 1940 die Registrierung der Juden. Ein Jahr später wurde das Niederlassungsrecht der jüdischen Bevölkerung auf vier Städte beschränkt: Brüssel, Antwerpen, Lüttich und Charleroi. Die Deportationsvorbereitungen erreichten den Höhepunkt mit der Errichtung zweier Lager: Die Festungsanlage Breendonk, während des Ersten Weltkriegs erbaut, wurde zum Anhaltelager umfunktioniert, verfügte jedoch nur über eine sehr beschränkte Aufnahmekapazität. Als zentrales Sammellager diente Malines/Mechelen, das strategisch äußerst günstig zwischen Antwerpen und Brüssel, den Städten mit dem höchsten jüdischen Einwohneranteil, lag. Nachdem die Aufforderungen der Besatzer an die jüdische Bevölkerung, sich zu melden, kaum befolgt worden waren, ergriff die deutsche Militärverwaltung »effizientere« Maßnahmen. Groß angelegte Razzien sollten die Durchführung der Deportationen gewährleisten, die in der Folge im Sommer 1942 einsetzten. Insgesamt verließen bis 31. Juli 1944 ca. 30 Transporte mit etwa 25.000 Menschen das Lager Malines/Mechelen in Richtung Auschwitz – darunter befanden sich auch ungefähr 1.200 ÖsterreicherInnen, von denen ca. 140 überlebten. |
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