Deportation der Juden
Einführung
Erste Deportation 1939
»Generalgouvernement«
Lodz/Litzmannstadt
»Reichskommissariat Ostland«
»Aktion Reinhard«
Auschwitz
Theresienstadt
Treblinka
# Besetztes Europa
Demographie  1938-1945
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Nach der Besetzung Österreichs im März 1938 flüchteten annähernd 500 von den »Nürnberger Gesetzen« betroffene ÖsterreicherInnen in die Niederlande. In Übereinstimmung mit der holländischen Regierung versuchte das Comité voor Bijzondere Joodse Belangen, den Flüchtlingen die Emigration in andere Länder zu ermöglichen. Nach dem deutschen Überfall auf die Niederlande im Mai 1940 wurde auf ausdrücklichen Befehl Hitlers eine deutsche Zivilverwaltung installiert, an deren Spitze eine Reihe von Österreichern stand: Reichskommissar Arthur Seyß-Inquart, sein Wirtschaftsbeauftragter Hans Fischböck und sein Sicherheitsbeauftragter, der Höhere SS- und Polizeiführer Brigadeführer Hanns Rauter. Der Reichskommissar setzte erste Maßnahmen zur ökonomischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung: Entlassungen in Verwaltung und Wirtschaft, Beschränkungen der Berufsausübung, Liquidation und »Arisierung« jüdischer Betriebe. Dieser Prozess war 1942 abgeschlossen – währenddessen bereitete sich die deutsche SS- und Polizeimaschinerie auf den vollständigen Abtransport der niederländischen Juden vor: Mit der Errichtung von zwei großen Judendurchgangslagern, Vught und Westerbork, wurde Hanns Rauter beauftragt.

Das Lager Vught, in der Nähe von 's Hertogenbosch, im Süden der Niederlande, war von Jänner 1943 bis zum September 1944 als Durchgangslager für »auszusiedelnde« Juden, etwas später auch für Schutzhäftlinge, in Betrieb. In den zahlreichen Außenkommandos arbeiteten die Häftlinge u. a. für den Philips-Konzern und die Firma Continental. Die nach Vught Deportierten wurden – mit Ausnahme zweier direkt nach Auschwitz führender Transporte – auf ihrem Weg in den Osten durch Westerbork geschleust.

Insgesamt wurden während der 18 Monate seines Bestehens etwa 30.000 Männer, Frauen und Kinder aus dem Lager Vught deportiert – darunter schätzungsweise 12.000 jüdische Häftlinge. Die Mehrzahl von ihnen, ca. 10.500 Personen, wurde nach Westerbork überstellt und ohne längeren Aufenthalt nach Sobibor und Auschwitz transportiert.

Zwischen 1942 und 1944 diente Westerbork, in der nördlichen Provinz Drenthe gelegen, als Sammellager für Juden, die aus den Niederlanden nach Osteuropa deportiert wurden. Die ersten Transporte nach Auschwitz erfolgten im Sommer 1942, insgesamt verließen bis zur Räumung im September 1944 100 Züge das Lager in Richtung Osten – 66 mit ca. 58.000 Personen nach Auschwitz, 19 mit ca. 34.000 Menschen nach Sobibor. Annähernd 8.000 Männer, Frauen und Kinder wurden nach Theresienstadt und Bergen-Belsen deportiert.

Insgesamt wurden etwa 105.000 Juden aus den Niederlanden deportiert, von denen ca. 5.000 überlebt haben. Von diesen Deportierten stammten etwa 870 aus Österreich, ungefähr 100 von ihnen überlebten den Holocaust.


 

 
Hans L. Przibram
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Der Biologe Univ.-Prof. Hans L. Przibram flüchtete nach dem »Anschluss« in die Niederlande. Am 22. April 1943 wurde er von Westerbork nach Theresienstadt deportiert, wo er am 20. Mai 1944 verstarb.

Legitimation als Krankenpflegerin Entscheid der Lagerleitung Westerbork

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