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Trotz enger Verbindung zu Nazideutschland und einer eigenen Rassengesetzgebung spielte das faschistische Italien mit seinen anfänglich relativ liberalen Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen eine nicht unbedeutende Rolle als erstes Fluchtziel für die aus Deutschland und Österreich Vertriebenen. Wohl verfügte ein Dekret Mussolinis vom 7. September 1938 die Ausweisung ausländischer Juden, die Durchführung dieser Bestimmung erfolgte aber keineswegs lückenlos und wurde schließlich suspendiert. Gleichzeitig bestand bis August 1939 die Möglichkeit, mit einem Touristenvisum bzw. bis Sommer 1940 mit einem Transitvisum nach Italien einzureisen. Die Bedrohung durch das weiterhin bestehende Ausweisungsdekret bewirkte verzweifelte Ausreisebemühungen der jüdischen Flüchtlinge, die von den italienischen Behörden, etwa durch die Duldung illegaler Grenzübertritte vor allem nach Frankreich, gefördert wurden. Der Kriegsausbruch führte zu einer Verschärfung der ohnehin schon prekären Lage der Flüchtlinge in den mit Nazideutschland verbündeten Ländern. Im faschistischen Italien wurde am 15. Juni 1940 die Verhaftung aller jüdischen Männer, die staatenlos bzw. deutscher, polnischer oder tschechischer Staatsangehörigkeit waren, verfügt. Frauen und Kinder hatten ihre Wohnorte zu verlassen und wurden in entlegenen Gegenden unter Polizeiaufsicht gestellt. Nach dem Sturz Mussolinis und der darauffolgenden Verkündung des Waffenstillstands mit den Alliierten am 8. September 1943 wurde die Freilassung der Internierten angeordnet. Während die Flüchtlinge in Süditalien durch den alliierten Vormarsch gerettet wurden, fielen die freigelassenen Internierten in Mittel- und Norditalien in die Hände der Deutschen, die nun, unter tätiger Mithilfe der Organe von Mussolinis Republik von Saló, mit der Deportation in die Vernichtungslager begannen. Bereits im September ordnete das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) hinsichtlich der italienischen Juden an, "die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen". Im Oktober 1943 wurden schließlich mehr als 1.000 Juden mit dem ersten Transport von Rom nach Auschwitz deportiert. Insgesamt wurden in den Jahren 1943 und 1944 über verschiedene Anhaltelager wie etwa San Sabba, Fossoli di Carpi, Borgo San Dalmazzo und Bozen an die 8.000 Juden vor allem nach Auschwitz deportiert. Unter diesen Menschen befanden sich mindestens 420 ÖsterreicherInnen, von denen 26 nachweislich den Holocaust überlebt haben. |
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