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Einer der zentralen Täter des Holocaust, Adolf Eichmann (1906–1962) bildete 1938 als junger SS-Offizier in Wien in der »Zentralstelle für jüdische Auswanderung« eine Gruppe von Deportations-Spezialisten heran, die in den darauf folgenden Jahren Zehntausende Menschen in den Tod schickten. 1944 leitete er in Budapest die Deportation von mehr als 400.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern nach Auschwitz.

Eichmann gelang nach 1945 – wie vielen anderen NS-Tätern mit Hilfe der katholischen Kirche – die Flucht nach Argentinien, wo er, dank intensiver Recherchen insbesondere von Simon Wiesenthal, vom israelischen Geheimdienst aufgespürt und im Mai 1960 nach Jerusalem entführt wurde. Hier fand von 10. April bis 15. August 1961 der Prozess gegen ihn statt, in dessen Verlauf auch die Namen einer Reihe seiner österreichischen Mitarbeiter zur Sprache kamen, die bis dahin unbestraft geblieben waren – darunter Franz Novak, sein »Transportoffizier« in Budapest. Am 11. Dezember 1961 verkündete das Bezirksgericht Jerusalem das Todesurteil. Nach Bestätigung des Urteils durch den israelischen Obersten Gerichtshof und der Ablehnung des Gnadengesuchs wurde Eichmann am 1. Juni 1962 gehenkt.

Der Eichmann-Prozess löste in den österreichischen Medien ein breites Echo aus. Bereits vor dem Prozess berichteten nicht nur die großen Tageszeitungen, sondern auch regionale Wochenblätter – erstmals seit der unmittelbaren Nachkriegszeit – ausführlich über die nationalsozialistischen Verbrechen. Simon Wiesenthal machte in einer Pressekonferenz darauf aufmerksam, dass 13 der 30 engsten Mitarbeiter Eichmanns Österreicher waren und sich von diesen noch 8 unbehelligt in Freiheit befanden.

Das Medienecho trug sicher dazu bei, dass auch die österreichische Justiz wieder gegen NS-Täter aktiv wurde, im Innenministerium wurde eine eigene Abteilung zur Ausforschung von NS-Verbrechern gebildet.

Obwohl die Bundesregierung zwei Prozess-Beobachter nach Jerusalem entsandt hatte, erfolgte keine öffentliche Stellungnahme. Österreich betrachtete sich zu dieser Zeit noch als »Opfer«, die Regierung bemühte sich nachzuweisen, dass Eichmann Deutscher war. Tatsächlich war Adolf Eichmann formal kein Österreicher, da er bereits volljährig war, als sein aus Solingen nach Linz zugewanderter Vater die österreichische Staatsbürgerschaft annahm. Doch er ist in Linz aufgewachsen und Nationalsozialist geworden, und auch seine Mitarbeiter – die so genannten »Eichmann-Männer« – waren großteils Österreicher.


 
Weitere Informationen zum Beitrag: Die Deportation der österreichischen Juden

 
Eichmann während seines Prozesses
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Eichmann während seines Prozesses in Jerusalem.


Adolf Eichmann