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Zwischen 1933 und 1942 flüchteten über 130.000 Menschen aus Österreich, von denen die überwältigende Mehrheit Juden im Sinne der »Nürnberger Gesetze« waren. Bereits nach der Ausschaltung der parlamentarischen Demokratie 1933/34 flohen Hunderte Mitglieder und Funktionäre der Arbeiterbewegung in die CSR, Schweiz und Sowjetunion sowie nach Frankreich und Belgien. Nach 1936 schlossen sich rund 1400 Österreicher den gegen Franco kämpfenden Truppen des Republikanischen Spanien an. Der bereits am 11. März 1938 einsetzende Terror gegen die jüdische Bevölkerung löste eine Massenflucht aus: Bis zum Mai 1939 verließen 100.000 Menschen das Land. Zu flüchten war jedoch äußerst schwierig. Zum einen mussten die Flüchtlinge zahlreiche bürokratische Schikanen bei der Beschaffung der geforderten Ausreisedokumente überwinden und zugunsten des Deutschen Reiches auf ihr gesamtes Hab und Gut verzichten. Zum anderen war es problematisch, ein Asylland zu finden, zumal die meisten europäischen, aber auch überseeischen Länder trotz einer im Sommer 1938 in Frankreich abgehaltenen internationalen Flüchtlingskonferenz an ihrer restriktiven Flüchtlingspolitik festhielten bzw. diese noch verschärften. Neben den österreichischen Juden ergriffen auch vom NS-Regime verfolgte Aktivisten der sozialdemokratischen, kommunistischen, der christlich-sozialen Partei und Legitimisten die Flucht; Paris wurde bis zum Zusammenbruch Frankreichs zum Zentrum der österreichischen politischen Exilgruppen. Mit Kriegsbeginn wurde die Ausreise aus dem Deutschen Reich fast unmöglich, am 7. August 1941 wurde schließlich ein Auswanderungsstopp für jüdische Männer vom 18. bis 45. Lebensjahr verfügt. Das Schicksal der Vertriebenen war alles andere als leicht: Trotz Terror und Diskriminierung fiel es den meisten schwer, ihre Heimat zu verlassen und Fuß zu fassen in einem fremden Land, dessen Sprache viele nicht beherrschten, bedrückt von der Sorge um zurückgebliebene Angehörige. |
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